Meine (bisherigen) Gedanken zur Apple Vision Pro

Die Vorstellung der Apple Vision Pro im vergangenen Jahr hat – verständlicherweise – für großes Aufsehen gesorgt. Inzwischen ist Apples neues großes one more thing auch offiziell verfügbar; wenn bisher auch ausschließlich in Amerika.

Seit dem Release der Apple Vision Pro Anfang Februar verging kaum ein Tag, an dem ich in meiner LinkedIn-Timeline nicht auf Posts zu Apples neuestem Computer gestoßen bin. Die Tonalität war hierbei immer recht ähnlich: große Begeisterung, Bewunderung für die faszinierende technische Meisterleistung, Vergleiche mit dem Release des Ur-iPhones.

Einem kann ich unversehens zustimmen: Aus technischer Sicht ist die Apple Vision Pro in meinen Augen ein extrem beeindruckendes Gerät. Was Apple hier in solch erstklassiger Qualität bereits in der ersten Hard- und Software-Iteration abliefert, ist definitiv Anerkennung wert. Natürlich hat die Apple Vision Pro ihren Preis, der scheint aber bei dem, was sie leistet, bei ihrer Ausstattung (Himmel, da ist pro Auge ein Display verbaut, das höher auflöst als 4K!) und den innovativen Bedienkonzepten (unter anderem mittels ausgeklügelter Kamera-Technik) durchaus angemessen. Es ist ein wahrlich magisches Produkt, auf dessen Veröffentlichung hierzulande ich mich bereits sehr freue (und ja, ich werde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu den ersten Kunden zählen).

Meine bisherige Begeisterung rührt allein von der technischen Faszination für dieses neue Produkt. Und genau da sehe ich – bei nüchterner Betrachtung – noch einen weiten und schwierigen Weg für die Apple Vision Pro. Insbesondere die Vergleiche zum Ur-iPhone hinken für mich gewaltig.

Kein Massenmarkt

Vorneweg: Das im Folgenden skizzierte Problem sehe ich nicht ausschließlich aufgrund des hohen Preises für die Apple Vision Pro. Ich bin überzeugt, das im Laufe der Zeit auch günstigere Varianten der Computerbrille erscheinen werden (das impliziert für mich bereits das Pro im Produktnamen). Dennoch ist die Apple Vision Pro – eindeutig – kein Massenprodukt wie das iPhone. Und damit scheitern für mich auch alle Vergleiche zur Veröffentlichung des Ur-iPhones. Die potenzielle Zielgruppe für das iPhone war seinerzeit schon deutlich größer als heute diejenige für die Apple Vision Pro. Denn wer außer den Technikbegeisterten unter uns (wie mich) bleibt da noch groß übrig?

Entertainment in Form von Games und Filmen lassen sich zweifelsohne mit der Apple Vision Pro auf gänzlich neue Art genießen. Doch kauft und nutzt man sie deswegen? Zumal das dann eine sehr einsame Angelegenheit ist; einen Filmband mit Partner und Freunden wird man so eher nicht gestalten.

Im Hinblick auf Produktivität ist die Möglichkeit, Fenster in ihrer Größe und Position frei anzuordnen, sicherlich enorm spannend. Doch ob der gewonnene Nutzen dank dieser Flexibilität tatsächlich relevant ist, wage ich zu bezweifeln.

Bleibt der Bereich, in dem die Apple Vision Pro zweifellos begeistert: Geht es um AR- und VR-Anwendungen, ist die Apple Vision Pro ein technischer Traum. In Bereichen, die derartige Anwendungen nutzen, wird die Apple Vision Pro definitiv begeisterte Nutzer finden, und das zurecht. Doch das ist wohl kaum ein Massenmarkt. Und dürfte es meiner Meinung nach in den kommenden Jahren auch nicht werden.

Was macht es besonders gut?

Sieht man von den AR- und VR-Anwendungsfällen ab, bleibt die Frage, was die Apple Vision Pro so besonders gut macht, dass sie als sinnvolle Alternative oder Ergänzung zu bestehenden Produkten wie dem Mac oder dem iPad dienen kann (und hierbei auch der aktuell hohe Preis gerechtfertigt ist). Und da fällt es mir offen gestanden momentan schwer, klare Kaufargument für die Apple Vision Pro zu finden.

Setze ich mir die Brille auf, um an einem Text zu arbeiten? Oder Apps zu entwickeln? Ohne echten Mehrwert wohl kaum. Dafür sind eben Produkte wie allen voran der Mac deutlich vielseitiger. Und so bietet die Apple Vision Pro – trotz der wahrlich technischen Finesse – in meinen Augen aktuell zu wenig, um sich auf eine Stufe mit dem iPhone stellen zu lassen. Das konnte in seiner Ur-Form zwar auch nicht wirklich viel – weder gab es einen App Store noch Copy-and-paste –, aber es war bereits damals eine perfekte Symbiose aus mobilem Browser, MP3-Player, Kamera, Kalender, Handy und Notizzettel. Und das in einem Formfaktor, der es erlaubte, das Geräte immer dabei zu haben und umgehend nutzen zu können.

Natürlich kann und will die Apple Vision Pro kein iPhone sein; wie Apple betont, beginnt mit ihr die Ära des räumlichen Computings. Doch ich frage mich, ob und inwieweit wir diese Ära brauchen. Noch habe ich nichts gesehen, was – außer großem technischen Interesse – meine Begeisterung für diese neue Technologie weckt. Der echte Mehrwert – außer im AR- und VR-Bereich – bleibt in meinen Augen noch aus.

Die Zukunft bleibt spannend

Auch wenn dieser Kommentar womöglich negativ anmuten mag, so bin ich enorm neugierig zu sehen, was die kommenden Jahre dieser neuen Ära des räumlichen Computings uns bringen werden. Hier liegt es an Apple und natürlich an uns App-Developern, diese spannende Plattform mit Leben und Möglichkeiten zu füllen. Und ich bin zuversichtlich, dass uns da noch herausragende Entwicklungen erwarten werden.

Doch das ist Zukunftsmusik, und für den Moment bleibe ich aus den genannten Gründen skeptisch. Ja, die Apple Vision Pro ist ein spannendes und technisch ausgefeiltes Produkt, keine Frage. Doch die wahre Relevanz dieser neuen Plattform wird sich noch zeigen und beweisen müssen.

Euer Thomas


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